Flucht oder Konsens? Strategien, um Konflikte zu lösen
Heute schlagen wir uns glücklicherweise nicht mehr die Köpfe ein, um Meinungsverschiedenheiten aus dem Weg zu räumen. Dennoch erfährt Konfliktmanagement in selbstlernenden und auch virtuellen Teams eine erweiterte Bedeutung. Somit widmete die Agile Groupie Community der Otto Group den neunten Coaching Circle speziell diesem Thema. Das Remote-Barcamp fand am 14. Januar 2021 statt.
Den ersten Impuls setzte Andrea Spranger, zertifizierte Mediatorin, agile Coach, Organisationsentwicklerin von der Beratung Judith Andresen. Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten zur Konfliktbewältigung nahm sie die rund 100 Teilnehmer*innen aus dem gesamten Konzern sowie externe Gäste auf eine Zeitreise mit. Die Trainerin erklärte eindrucksvoll anhand der sechs Konfliktlösungsstrategien wie sich unsere Vorfahren in der Steinzeit durch Flucht oder gar Totschlag einem Konflikt entzogen. Heute und aktuell in der Pandemie gehen wir mit Konflikten im virtuellen Raum anders um. Konflikte im Virtuellen seien sehr gut lösbar, wenn man die Besonderheiten und ein paar Regeln beachtet. Andrea erklärt: „In einer Videokonferenz sehe ich meine Gesprächspartner*innen nur ausschnittweise. Die Körpersprache ist eingeschränkt erkennbar, es fehlen Signale, wann jemandem „die Hutschnur hochgeht“. So gilt, je weniger ich vom Gegenüber mitbekommen, desto höher ist das Konfliktpotenzial.“ Daher rät Andrea, Mikrofon und Kamera zum Pflichtprogramm zu machen. Nonverbale Signale, wie zum Beispiel Unbehagen oder konträre Meinungen lassen sich so besser feststellen.
Andrea führte zudem das Riemann-Tomann-Modell an, welches dazu beiträgt, sein Gegenüber besser einschätzen zu können. Bin ich eher ein Mensch der „Dauer“ oder des „Wechsels“, ist mir die Nähe zu anderen oder eher Distanz wichtig. Durch den Einsatz dieses Modells kann man einen Team-Check durchführen, um zu analysieren, welche Fähigkeiten wir haben und welche wir noch brauchen, um unsere Aufgaben bestmöglich zu bewältigen. Auch hilft das Modell zu bestimmen, welche Kolleg*in an welcher Stelle am besten aufgehoben ist.
Nach dem Impulsvortrag von Andrea folgte das Barcamp mit Sessions zu „Was ist Mediation?“, zu praxisorientierte Methoden wie die „Sag es Methode“ und zu gewaltfreier Kommunikation.
Die Sag-es Methode
Eine nützliche Methode, um in Konfliktsituationen einen Ausweg und eine Einigung zu finden. „Sag-es“ steht hierbei für einen Leitfaden, an dem man sich in emotional aufgeladenen Situationen orientieren kann: Sichtweise schildern, Auswirkung beschreiben, Gefühle beschreiben, Erfragen wie der andere es sieht, Schlussfolgerungen ziehen.
Gewaltfreie Kommunikation
Gewalt ist nicht nur eine körperliche Handlung. Auch verbal kann man andere unterdrücken, einschüchtern oder sogar verletzen. Sich dies bewusst zu machen und gewaltfreie Kommunikation zur eigenen inneren Haltung zu machen, ist der Kern dieses Modells. Gefühle sollten nicht übergangen, sondern als Indikator für erfüllte und unerfüllte Bedürfnisse genutzt werden. Denn wenn ein Teammitglied negative Emotionen bei einem Konflikt aufzeigt, sollte man den Ursachen auf den Grund gehen, um diese als Team zu bewältigen.
In Interessen sprechen
Die Differenzierung in Interessen hilft oft, den Sprung von Kompromiss zum Konsens zu machen. Verdeutlichen lässt sich dies am besten mit einem Beispiel der Moderatorin:
Wenn zwei Parteien um eine Zitrone streiten, wäre ein Kompromiss, dass beide Parteien eine halbe Zitrone bekommen. Wenn aber jeder genau eine Zitrone benötigt und keinem mit einer halben Zitrone weitergeholfen ist, sollte man nach dem Warum fragen. Denn wenn die Konfliktparteien in Interessen sprechen, könnte sich herausstellen, dass die eine Partei den Abrieb einer ganzen Zitrone benötigt und die andere Partei den Saft einer ganzen Zitrone. Und siehe da, nur durch das Sprechen in Interessen ergibt sich eine ganz neue Lösungsmöglichkeit.
Was ist Mediation?
Obwohl Mediation eine Ausbildung ist, gilt das Motto „Easy to learn, hard to master“, denn auch als Laie kann man sich Mediationsfähigkeiten aneignen. Mediation schafft im Wesentlichen einen gesicherten Raum zwischen Konfliktparteien. Die Mediator*innen fungieren dabei als neutrale Instanzen, die durch gute Vorbereitung und diverse Mediationstechniken zu einer Konfliktlösung im Sinne aller Parteien beitragen.
Die Community hat für den nächsten Coaching Circle ein weiteres spannendes Thema gewählt. Der Circle steht unter dem Motto: „Natürliche Organisation“. Den nächsten Coaching Circle Termin bestimmt das Orga-Team.
Keine Einträge vorhanden